Behandlungen
Wo wird eine Cannabis-Therapie eingesetzt? Diese Erkrankungen und Symptome können mit Cannabis behandelt werden:
Medizinisches Cannabis wird in der Therapie verschiedener Krankheitsbilder eingesetzt. Erfahre hier mehr über den potenziellen Einsatz von medizinischem Cannabis bei verschiedenen Beschwerden.
einfach erklärt
Die Verwendung von Cannabis als Medizin ist in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus der Forschung und öffentlichen Diskussion gerückt. Cannabis ist kein Allheilmittel und sollte nur unter ärztlicher Aufsicht und in spezifischen Fällen eingesetzt werden.
Datengrundlage Techniker Krankenkasse (TK), Stand 10.09.2024.
Cannabis kann in medizinischen Ausnahmefällen verschrieben werden, wenn keine andere dem medizinischen Standard entsprechende Therapie verfügbar ist oder andere Therapien nicht sinnvoll erscheinen. Studien zeigen, dass Cannabis in einigen Fällen zur Linderung von Symptomen beitragen kann, insbesondere wenn herkömmliche Therapien versagen oder unerwünschte Nebenwirkungen haben.
Häufig behandelt werden nach dem deutschen Hanfverband:
Außerdem:
Außerdem lt. Hanfverband:
Wirkung erklärt
Cannabis wirkt, indem seine Cannabinoide an Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems binden und so Schmerzempfinden, Stimmung, Appetit und Entzündungsprozesse beeinflussen. Terpene verstärken oder modulieren diese Effekte zusätzlich über den sogenannten Entourage-Effekt.
Lern hier mehr über Cannabinoide.
Lern hier mehr über Terpene.
Medizinischer Einsatz erklärt
Diese Tabelle zeigt, bei welchen Indikationen bestimmte Cannabinoide und Terpene gezielt eingesetzt werden können. Ihre kombinierte Wirkung beeinflusst Schmerz, Muskelspannung, Stimmung und neurologische Funktionen über das Endocannabinoid-System und den Entourage-Effekt.
Sehen wir uns als Beispiel die 5 häufigsten Indikationen lt. deutschem Hanfverband an, die du vom Anfang (oben) kennst. Diese Cannabinoide und Terpene helfen konkret in der Behandlung:
Studienlage erklärt
Im Kern ist die Evidenz für Erwachsene am stärksten bei drei Bereichen: chronische Schmerzen, MS-assoziierte Spastik und Chemotherapie-bedingte Übelkeit/Erbrechen (CINV) trotz Standardtherapie. Große Reviews und Leitlinien sehen hier kleine bis moderate, klinisch relevante Verbesserungen. Für andere Felder (z. B. Schlaf, Angst, Reizdarm) gibt es Hinweise, die aber uneinheitlich sind und oft nur schwache bis moderate Sicherheit haben.
Quellen: National Academies 2017, ACP/Annals 2025
Chronische Schmerzen (v. a. neuropathisch): Konsistente, aber eher kleine bis moderate Schmerzlinderungen; als Add-on oder Option nach Versagen Standardtherapien.
Quellen: ACP/Annals 2025, National Academies 2017
MS-Spastik: Add-on mit THC:CBD-Spray (Nabiximols) senkt Spastik-Scores signifikant in RCTs/Meta-Analysen.
Quelle: Azadvari 2024
Chemotherapie-Übelkeit/Erbrechen (CINV): Bei refraktären Verläufen zusätzliche Besserung, wenn Cannabinoide zur leitliniengerechten Antiemese hinzugefügt werden.
Quellen: ASCO 2024, Cochrane 2015, Grimison 2024
Die durchschnittliche Schmerzlinderung ist meist klein bis moderat, kann aber für einzelne Patientengruppen klinisch bedeutsam sein – realistische Erwartung statt „Allheilmittel“. Spastik-Reduktionen sind in validierten Skalen (NRS, Ashworth) nachweisbar. Bei CINV verbessert sich die Ansprechrate zusätzlich zur Standardtherapie, allerdings mit mehr leichten Nebenwirkungen.
Quellen: ACP/Annals 2025, Azadvari 2024, ASCO 2024
THC und CBD modulieren das Endocannabinoid-System (CB1/CB2) und damit Schmerzverarbeitung, Muskeltonus, Brechreiz, Appetit und Entzündung. THC bindet vor allem an CB1 im ZNS, CBD beeinflusst unter anderem Entzündungswege und kann THC-Effekte modulieren.
Quelle: National Academies 2017
Häufige, meist leichte Nebenwirkungen: Müdigkeit, Schwindel, Mundtrockenheit, Übelkeit; dosis- und THC-abhängig.
Quelle: ACP/Annals 2025
Psychische Risiken: Höheres Risiko für psychotische Symptome vor allem bei hochpotentem THC und häufiger Anwendung; ärztliche Selektion und Monitoring sind wichtig.
Quelle: Argote 2023
Fahrtüchtigkeit: Messbare Fahrbeeinträchtigungen über mehrere Stunden nach Inhalation; subjektive Selbsteinschätzung ist unzuverlässig.
Quellen: JAMA Psychiatry 2022, Marcotte 2022
Medizinalcannabis ist typischerweise eine Option der zweiten bis dritten Linie nach unzureichendem Nutzen oder Unverträglichkeit etablierter Therapien. Bevorzugt werden standardisierte Extrakte oder Oralsprays (z. B. THC:CBD bei MS-Spastik, CINV), mit strukturierter Verlaufskontrolle nach 4–12 Wochen.
Quellen: ACP/Annals 2025, ASCO 2024
Seit 2017 verordnungsfähig; seit dem 1. April 2024 auf „normalem“ (auch E-)Rezept erhältlich. Die Indikation gilt bei schwerer Erkrankung und nach Ausschöpfen üblicher Therapien. Weitere Details bieten Krankenkassen und Behörden.
Quellen: Barmer 2024/25, BfArM 2024, BfArM Begleiterhebung 2022
Für Erwachsene ist Medizinalcannabis solide belegt bei chronischem Schmerz, MS-Spastik und refraktärer CINV. Die Effekte sind im Mittel klein bis moderat, können aber für einzelne Patient:innen bedeutsam sein. Nutzen und Risiken sollten individuell abgewogen und ärztlich eng begleitet werden.
Quellen: National Academies 2017, ACP/Annals 2025